Marias Welt
- BecomeStoicWoman
- Jul 11
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Maria hat eben ihre Küche aufgeräumt. Das Abendbrot war köstlich. Frische Eier, Milch und Gemüse haben ihren Körper gefüllt und gestärkt. Diese Beköstigung war unentbehrlich für ihren erschöpften Körper. Im Stall brachte eine Kuh ein Kalb zur Welt. Für Maria war die ganze Nacht kräftezehrend, aber gleichzeitig faszinierend. Die Entbindung dauerte bis in die frühen Morgenstunden.
Müdigkeit herrscht in Marias ganzem Körper. Dunkelrote Augenringe, ungekämmtes Haar und noch Schlafkleidung an ihrem Körper widerspiegeln ihre harte Arbeit. Nach der Geburt musste sie alle ihre Tiere weiter versorgen – Kühe melken, Futter verteilen und sie nach draußen lassen.
Die Hühner pickten vergnügt nach Würmern im feuchten Gras. Pferde und Kühe genossen den ganzen Tag auf der Wiese. Für Maria war es von großer Wichtigkeit im Einklang mit der Natur zu leben. Tiergerechte Haltung lag ihr am Herzen und war ihre höchste Priorität.
Nach Mittagspause mit Suppe und frischem, hausgebackenem Brot ging sie zum Garten. Süße Kirschen, Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren sowie Gurken und Tomaten waren saftig und reif genug zum Pflücken. Das geerntete Obst und Gemüse landete in den Rattankörben. Morgen früh werden sie verkauft. Ein Verkäufer aus der Stadt wird sie zum Wochenmarkt bringen.
Während die Sonne immer tiefer sank, mussten Hühnereier gesammelt werden. Stolz auf den erfüllten Tag brachte Maria ihre Tiere zu den Ställen. Noch einmal futtern und endlich konnte Ruhe im Hof einkehren. Für das kleine Kalb begann die erste Nacht in seinem Leben. Bei seiner Mutter auf frischem Stroh konnte es gemütlich einschlafen.
Der Tag verlief wie nach einem Drehbuch. Tag für Tag das gleiche und doch glücksbringend. Ein Leben, scheinbar langweilig und hart, aber doch gefüllt mit Lebensfreude und Sinn. Maria konnte sich kein anderes Leben vorstellen. Jeden Tag müde und freudestrahlend schläft sie nach dem Abendbrot sofort ein.
Ein wunderschöner Tag beginnt. Die Sonne geht auf. Vögel zwitschern um die Wette. Die frische Luft vor der kommenden Hitze sättigt Marias Lunge. Es ist ruhig, alle im Haus schlafen noch. Sie genießt diese köstliche Weile, bevor der Arbeitstag wieder anfängt.
Erneut versorgt sie alle ihre Tiere und pflegt ihren Garten. Nicht aus Zwang, nur aus purer Liebe zu sich, zu ihren Mitmenschen und ihrer eigenen Umgebung. Sie ist dankbar für alles, was sie hat. Das alles reicht ihr. Ihre Seele ist im Gleichgewicht. Kein Stress, keine Hektik. Dieses Leben ist ihre Erfüllung und der Weg zum Glücklichwerden.
Als Studentin in einer großen Stadt fühlte sie sich eingeengt. Das schnelle, laute Leben brachte sie aus dem Ruder. Sie hat viele Partys erlebt und unzählige Flaschen geleert. Viele junge Männer begleiteten ihre Nächte. Sie hat nicht gezählt, wie viele es waren. Das Gefühl in den Armen von jemandem für ein paar Stunden zu liegen, war wichtig für ihr Wohlbefinden. Nach jeder Nacht spürte sie sich immer weniger, aber irgendetwas schrie nach mehr. Der seelische Schmerz war unerträglich. Er musste noch mit mehr Wein gelöscht werden. Trinken bis zum komatösen Zustand war keine Seltenheit – sie konnte sich an nichts erinnern.
Sie trieb sinnlos von einem Semester ins nächste, ohne an sich selbst zu denken - nicht mal für eine Minute. Fremdgesteuert, nach primitiver Lust getrieben. Trügerisch spaßige Lebensweise vernebelte ihre Vernunft vollständig. Was zählte, war fremdgesteuertes Dasein mit lauter Musik und Unmengen an Alkohol.
Nun hat der Spaß noch nie ewig gedauert. Die Realität legte sich wie ein ernüchternder Schleier über ihr Leben. Die Wahrheit holte sie ab. Nach ihrer letzten Party wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Sie wurde wiederbelebt und lag ein paar Tage im Koma. Die verlorene Geisteskraft hat ihr Leben verkürzt – Tage, die nie mehr gutgeschrieben werden können.
Die Leberentzündung brachte sie ins Leben zurück. Wochenlanges Leiden wurde zu ihrem Lehrer. Gelbe Haut, Übelkeit und Bauchschmerzen wurden zu ihrer geistigen Befreiung – sie konnte sich endlich spüren. Endlich ihren Körper wahrnehmen. Glücklich und gesund sein, war der einzige Wunsch von ihr.
Das Streben nach Reichtum: eine Villa, ein Sportwagen – was bringt all das, wenn man schwach und krank ist. Die geistige Erfüllung wächst nicht in Völlerei, sondern in Mäßigung. Im Respekt zu sich selbst und in einem Leben in Reinem.
Maria hat ihr Studium zu Ende gebracht und zog auf den Bauernhof um. Sie hat diese Entscheidung nie bereut. Seit zehn Jahren pflegt sie ihr Gut – mutig, aufrichtig und stark. Jede Stunde auf dieser Welt ist ein Geschenk. Sie weiß, dass ihr mit jedem Tag weniger Zeit bleibt. Sie schätzt ihr Sein und füllt es mit Vernunft und Freude aus. Sie vergeudet keine Minute mehr.
Bedürfnis nach materiellem Reichtum erlosch. Das ständige Vergleichen mit anderen fing an, albern zu werden. Innere Leere ist vergangen. Innere Fülle hat prachtvolle Säulen aufrecht gestellt. Sie tragen ihr Leben in Würde. Sie hat sich selbst gefunden. Sie ist wahrhaftig und wunderschön in ihrer Einfachheit.









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