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Mach sie platt! – Die Reise einer Seele durch Dunkelheit und Licht

  • Writer: BecomeStoicWoman
    BecomeStoicWoman
  • Jul 5
  • 4 min read

Herbst 1980. In einer kleinen polnischen Stadt, unter dem grauen Himmel eines eisernen Systems, kam ein Mädchen zur Welt. Die kommunistische Kälte kroch nicht nur durch die Straßen – sie saß in den Küchen, in den Gesprächen, in den Herzen. Die Regale waren leer, die Bäuche hungrig, die Seelen stumpf vom Schweigen. Und doch: ein neues Leben schrie ins Dasein. Ein süßes Baby – weinend, lachend und hoffnungsvoll.

Mit vier Monaten trank es verdünnte Kuhmilch. Babymilch war kaum zu finden. Später kamen die Panzer, das Kriegsrecht, die Dunkelheit der Ausgangssperren.In den Lebensmittelgeschäften konnte das Auge nur Essigflaschen wahrnehmen – sonst leere Regale.

Als sie drei war, fuhr ein deutsches Auto durch das Dorf. Zwei Fremde reichten ihr eine bunte Tüte mit gesalzenen Nüssen. Zum ersten Mal blitzte Farbe in ihre graue Welt. Man machte Fotos von ihrem Staunen – ein kleines Wesen, das nicht wusste, dass es ohne normale Kindheit lebte.

 

Sie liebte Hühnersuppe mit Nudeln. Ihr kleiner Hocker, der herrliche Sommertag, der dampfende Teller – einfache Dinge, die für sie ein Fest bedeuteten. Spielzeug gab es kaum. Aber wer brauchte das schon, wenn man eine Rakete aus Holz bauen oder im Gebüsch ein Haus haben konnte.

Doch Zuhause war kein sicherer Ort. Sie war das Kind, das nie zur Welt kommen sollte. Ein ungewolltes Leben. Das Mädchen war Ursache für unfreiwillige Ehe. Ihre Mutter wollte ihren Vater nicht - Es war nur ein Ausflug mit ihm, da sich kein Junge für sie interessiert hat.

 

Eines Tages wurde sie gewarnt einen Becher nicht zu berühren. Doch aus Neugier hat sie ihn angefasst. Er fiel vom Tisch. Rote Streifen auf ihren kleinen Armen brannten. Sie verstand noch nicht, dass nicht nur ihre Haut, sondern ihre Seele schmerzte. Sie war damals ein fünfjähriges Kind.

In der ersten Klasse waren Schläge besonders tief. Sie waren Ursache für falsche Antworten, falsche Ergebnisse in Mathematik oder Verdrehte Buchstaben im Text.

 

Das kleine Mädchen liebte, allein zu spielen. Das Lieblingsspiel ,,Eine Reise in den Kosmos‘‘ brachte ununterbrochen viel Freude. Ein Fahrradständer diente als ein Bus zur Raumstation. Ein kleines Holzpavillon mit einem spitzen Dach wurde zu Rakete. Eine große Transitschaukel schwebte bis zu einem Bahnhof am Gelände.

Mit zehn Jahren musste das Mädchen ihre Schule wechseln. Sie durfte in einer Stadt leben.

Der Weg zur Schule am ersten Schultag sah bunt aus. Sie lernte Agnes kennen. Der Traum von einer neuen Freundin verblasste aber auf dem Schulgelände. Das Mädchen hatte einen sehr kurzen Haarschnitt. Ihre Mutter hatte keine Lust das lange, struppige Haar, während des Geschreis, zu kämen.

,,Agnes lachte - Guck mal, ich dachte den ganzen Weg zur Schule, sie wäre ein Junge! Sie ist aus dem Dorf, sie stinkt nach Gülle!

Schule wurde kein Zufluchtsort. Lehrer behandelten sie wie Luft. „Beine zusammen, du bist jetzt in der Stadt!“ Nur die Mathematik schenkte ihr Licht – aber die Lehrerin sah es nicht.

Sie flüchtete in ihre innere Welt. Dort war sie Astronautin, Königin, Erfinderin. Aber in der äußeren Welt wurde sie härter. „Ich kann euch alle mal“, flüsterte sie in die Dunkelheit.

Mit vierzehn floh sie zum ersten Mal. Legte sich auf einen Sandhügel vor einem Krankenhaus und wartete auf nichts. Doch irgendwann rief sie weinend zu Hause an. Der Vater brüllte: „Noch einmal – und du kommst ins Heim!“

Die Mutter schlug. Ein Hausschuh traf ihre Lippe.

Manchmal versteckte das Mädchen ihre blauen Flecken hinter der Ausrede: „Sportkleidung vergessen.“ Die Lehrer glaubten ihr nicht. „Wenn sie es nur zur Supermarktkasse schafft, wird es ein Wunder sein.“

Als sie eines Tages weinend der Schulpsychologin ihr Herz öffnete, hieß es nur: „Geh wieder in den Unterricht.“

An einem Wochenende eskalierte Familienstreit aus dem nichts heraus.  Liegend auf dem Boden trat der Vater überall zu ,, Du Hurre, raus aus meinem Haus!‘‘

Mit siebzehn griff sie zum Küchenmesser. „Fass mich noch einmal an – und ich schlachte dich ab!“ Sie war kein kleines Kind mehr. Sie war eine gebrochene Kriegerin.

Und doch gab es Musik. Kassetten mit neuen Hits. Musik, die ihr zeigte, dass es eine andere Welt geben musste – eine Welt, in der man sich seine Eltern selbst aussuchen durfte.

Mit achtzehn suchte sie Hilfe beim Psychiater. Ein Rezept. Ein paar Pillen. Ein Schulterzucken: „Das Abitur ist halt stressig.“

2 Jahre später floh sie erneut – diesmal für immer. Ohne Plan, aber mit Willen. Ein Job im Fast-Food-Restaurant. Ein Ticket nach Deutschland. Hauptsache weg. Hauptsache neu.


Wissen Erwachsene, dass Kinder groß werden?

Das Echo blieb wie ein Schatten, der sich nicht abschütteln lässt.

 

Doch da – eine Wende. Ein Lichtstrahl aus der Tiefe der Philosophie: der Stoizismus.

„Was war, war. Was zählt, ist das Jetzt.“

Sie beginnt, sich im Spiegel neu zu betrachten – nicht mehr zu hassen. Sie beginnt, laut zu sagen:

„Ich bin nicht das, was mir angetan wurde. Ich bin, was ich daraus mache. Ich bin frei. Ich bin würdig. Ich bin mutig.“

Sie lernt von Epiktet, dass kein Mensch Sklave ist, wenn er seine Seele schützt. Sie versteht Marcus Aurelius: Selbst im Sturm kann man aufrecht stehen – durch Tugend, Reflexion, innere Ordnung.

Der Schmerz verblasst nicht – aber er verwandelt sich. In Kraft. In Klarheit. In Tiefe.

Sie blickt zurück – nicht mit Hass, sondern mit Entschlossenheit. Sie ist kein Kind mehr. Keine Spielpuppe der Vergangenheit. Sie ist Schöpferin ihrer Zukunft.

Denn jeder Tag ist eine Bühne. Und sie wird tanzen – aufrecht, frei, ganz.

 

 

 

 

 

 

 

 

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